breaking the silence. Victoria Henneberg
Meine Recherche, „breaking the silence“ fand zwischen Januar und Juni 2023 in Dresden statt. Dabei war und ist es mir ein grundsätzliches Anliegen, mit meiner Kunst unsere Gesellschaft zu sensibilisieren und mehr Mitgefühl und Achtsamkeit füreinander zu entwickeln. Ganz besonders für Menschen, die von Rassismus/Antisemitismus betroffen sind. Dabei vertrete ich einen machtkritischen und intersektionalen Ansatz, der sich mit dem Theater und der Gesellschaft, in der es verwurzelt ist, beschäftigt.
Daher habe ich die Zeit des Stipendiums für eine intensive Literaturrecherche genutzt. Des Weiteren habe ich meine Forschung vertieft, in dem ich Podcasts hörte. Ein großes Stück brachte mich die wunderbare YouTube Sendung „decolonized glamour talks“ von der Schauspielerin Lara-Sophie Milagro voran. In dieser spricht sie mit Künstler*innen verschiedenster Vorder- und Hintergründe über ihre Arbeit, Wünsche und Zukunftsvisionen, Träume und Alpträume in Bezug auf die zeitgenössische (deutsche) Kulturszene. Den Fokus auf die Tanzszene konnte ich dann im Februar durch meine Teilnahme an dem dreitägigen Think Tank zu „Diversität im Tanz“ legen. Ende März absolvierte ich in Berlin eine zweitägige Fortbildung zu „Rassismus/Antisemitismus in der Film- und Theaterwelt“. Im April war ich beim Dresdner Kurzfilm Festival in der Diskussionsrunde „Exit Happyland“ mit u.a. der Schauspielerin Mateja Meded und dem Filmemacher Anas Sareen. Dort ging es darum, wie wir in Filmen/Theaterstücken weniger Stereotype produzieren können.
Während meines Projektes kam ich u.a. zu folgenden Ergebnissen: Ja, es gibt durchaus so etwas wie ein kulturelles Gedächtnis in der Gesellschaft. Nein, der Kolonialismus hat leider noch nicht aufgehört. Der Umgang mit den Hinterlassenschaften Europas ist durchaus noch ausbaufähig. Ja, gerade in Deutschland gibt es nach wie vor eine Art Unfähigkeit über Rassismus/Antisemitismus zu sprechen. Leider gibt es auf zivilgesellschaftlicher Ebene für Antisemitismus sehr wenig Sensibilität, sodass dieser oft gar nicht als solcher erkannt wird und selbst in rassismuskritischen Projekten nicht berücksichtigt wird. All die neu gewonnenen Erkenntnisse, die ich dank des Recherchestipendiums erhalten konnte, bildeten dann die Grundlage meines im Juni durchgeführten Workshops „Rassismus/ Kolonialismus- ein Herrschaftssystem“, im Rahmen des Projektes „Konstante Konsequenz“ im Kulturzentrum „Hanse3“.
Dabei probierte ich ein ganz neues Format aus: Die Verbindung zwischen dem Herzen, dem Körper und dem Kopf ist für mich als Tänzerin/ Choreografin/ Bildungsreferentin von großer Bedeutung. Aus diesem Grund führte ich in den ersten beiden Stunden einen interaktiven, bildungspolitischen Teil durch. In der letzten Stunde führte ich den tänzerischen Teil durch. Gegen Ende meines Recherchestipendiums produzierte ich gemeinsam mit der Film- und Soundkünstlerin Antje Meichsner den Film „breaking the silence“, in dem ich besonders aussagekräftige Texte von BIPoC Künstler*innen zitierte. Damit schuf ich Raum für die Perspektiven von Rassismus/Antisemitismus betroffenen Menschen und konnte somit die absolut notwendige Sichtbarkeit und Repräsentanz dieser Personen erhöhen.