Neustrukturierung mit dem Schwerpunkt auf Frühförderung, Kooperation und der Arbeit mit Senioren. Imke Strank, mobile Tanzschule

Im Herbst 2020 habe ich mit meinen kleinen TänzerInnen noch eine Halloween-Party gefeiert, dann musste ich ihnen sagen, dass wir uns erst einmal nicht sehen können. „Wir tanzen dann online“ sagte ich. „Das macht meine Mama auch“ sagte eine der Tänzerinnen gleich ganz stolz. Und sie kamen jede Woche in die Stunden. Nicht alle, aber einige. Und es machte uns tatsächlich Spaß. Mit der Zeit entwickelten wir ein Repertoire an Choreographien, das wir dann Woche für Woche wiederholten und erweiterten. Nebenbei erzählten sie mir noch, was unter der Woche so passiert ist („Mama bekommt ein Baby“, „unser Auto ist kaputt“, „wir müssen jetzt zwei Wochen zu Hause bleiben“). Um die Kinder zusätzlich zu motivieren, dabei zu bleiben, dachte ich mir ständig neue Besonderheiten aus. Fotowettbewerbe, Tanzchallenges, Kostümwettbewerbe, ich brachte Weihnachtsgeschenke zum Thema Tanz zu den Kindern nach Hause und nahm eine Kinder-CD auf, die jede Tänzerin geschenkt bekam. Mit einer Gruppe habe ich sogar online ein Stück entworfen, was wir viel später, als wir uns zumindest draußen treffen durften, im Park aufgeführt haben.

Anfangs trieb mich die Angst um meine Existenz an, denn ich hatte mich 2019 gerade selbstständig gemacht. Dann fing es an, dem Unterricht eine ganz andere Qualität zu geben. Die Arbeit mit den Kindern war plötzlich viel persönlicher als sonst, ich hatte das Gefühl, das Tanzen wurde für alle eine Oase, wo alles schön war. Ich weiß, in der Regel sollte es das immer sein, aber sein wir doch mal ehrlich – wie oft steckten wir, gerade schon länger aktive Tanzpädagogen, gerade im klassischen Bereich, in einer Routine fest, die uns diese besondere Sicht nicht immer ermöglichte. Der Grundgedanke für meinen Antrag auf Förderung bei DIS-TANZEN war für mich, das Schöne aus dem gefühlt endlos andauernden Lockdown zu extrahieren und zu bewahren und mit in den wiedergekehrten Alltag zu nehmen. Das Gefühl der schwungvollen Berufsanfängerin mit dem der über die Jahre routiniert gewordenen Kraft zu vereinen. Und dabei die finanziellen Lücken, die durch den Wegfall von Stunden und Projekten zwangsläufig entstanden sind, zu füllen. Dank der Förderung von DIS-TANZEN ist es mir bislang gelungen, viele neue SchülerInnen durch Tanzprojekte in Kindertagesstätten, besondere Ferienangebote und andere „Specials“ zu gewinnen. Weiterhin arbeite ich an einer CD mit Bewegungsliedern für die ganz Kleinen. Und wenn die fertig ist, und die Arbeiten an einer kleinen Weihnachtsgala auf Hochtouren laufen, starte ich ein Tanzprojekt in Seniorenresidenzen mit dem Titel „Vergiss mein nicht“, doch dazu ein anderes Mal mehr.

Fortsetzung (vom 28.10.2021)

Wann hatte ich den letzten Eintrag verfasst? Ende des Lockdowns denke ich, als wir so
langsam aus der Pandemie Welle heraus surften (und das ist die elegante Variante). Als ich
wieder unterrichten durfte, wurde ich von Anfragen regelrecht überrannt. Das Telefon stand
nicht still, mein Email Account drohte zu platzen und die Liste mit den Anfragen zu neuen
Projekten wurde immer länger. „Macht doch nichts“ , dachte ich, „ich hatte ja ein wenig Zeit
zum Herunterfahren, dann kann ich jetzt etwas mehr machen, auch um alles wieder
aufzuholen“. Dachte ich. Ich nahm alle Anfragen an, arbeitete im Prinzip Tag und Nacht und
versuchte nebenbei Struktur in das Ganze zu bringen, denn schließlich diente das Projekt der
Neustrukturierung. Irgendwann merkte ich, dass meine Kraft nachließ. Naja, Tag und Nacht
arbeiten war ja auch bekannterweise nicht so gesund. „Ich schaffe das schon“ dachte ich und
arbeitete alle meine Vorhaben ab bis – bis was ? Die Erkenntnis kam, dass „Neustrukturierung“
bedeutet, dass ich mich auch von Stunden und Vorhaben trennen muss. Das klingt leichter als
es ist, aber so war es nun einmal, da ich merkte, dass das Ende meiner Kraft in greifbare Nähe
rückte. Ich tat das, was mir in dieser Situation am schwersten fiel. Ich führte Wartelisten. Sagte
Projekte ab. Der Fokus wanderte von „Frühförderung UND Senioren“ auf die Frühförderung,
da dort einfach die meiste Nachfrage war. Und es fing an mir besser zu gehen. Ich hatte das
Gefühl die Situation wieder in der Hand zu haben. Dank der Förderung von DIS-TANZ war ich
dankbar, überhaupt so viele schöne Projekte durchführen zu können.

3 Responses

  1. Liebe Imke,
    Dein Bericht macht mir Mut. Ich habe bislang gezögert meine Erfahrungen und meine vielen schwierigen Erlebnisse aus dieser Zeit in Worte und Bild festzuhalten und zu teilen. Vielen lieben Dank für Deinen Beitrag.Mach weiter und es kommen sicherlich noch viele helle Tage…

  2. Die Arbeit von Imke Strank mit Senioren hat mich dazu inspiriert, ähnliche Projekte in meinem eigenen Heim zu starten. Ich glaube, dass Tanz eine wunderbare Möglichkeit für unsere Bewohner sein könnte, sich auszudrücken und aktiv zu bleiben. Ihre Pläne für ein Tanzprojekt in Seniorenresidenzen klingen sehr spannend. Vielen Dank für das Teilen Ihrer Erfahrungen und Pläne. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie sich diese Projekte entwickeln.

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