Exci-THING! – Wie die Dinge dingen. Julia Keren Turbahn
Exci-THING! ist eine Recherche zur Entwicklung eines begleitenden Vermittlungsprogramm der Tanzperformance Dinge Dingen (engl. Titel Things thing), das ich gemeinsam mit den Choreographen und Performer Jan Rozman entwickelt habe. Durch eine inhaltliche Recherche, einen Austausch mit ExpertInnnen aus dem Feld und praktisches Erproben von Methoden erforsche ich, welche Formate ein junges Publikum auf die Performance einstimmen, diese begleiten bzw. ausklingen lassen können.
Die altersoffene Tanzperformance Dinge dingen für alle ab sechs Jahren ist in Zusammenarbeit mit dem FELD Theater Berlin und dem Puppentheater in Ljubljana entstanden. Mit DINGE DINGEN laden wir in eine Welt überfüllt mit Dingen ein. Eine Welt der Möglichkeiten, in der wir den Dingen und die Dinge uns auf unterschiedliche Weisen begegnen. Das Stück thematisiert auf subtile Weise wichtige Umweltfragen, die wir uns in einer Objekt-übersättigten Wegwerfgesellschaft angesichts wachsender Müllberge stellen müssen. Dabei soll dem Publikum, jung wie alt, durch die poetische und fantasievolle Objekt-Performance ein Raum eröffnet werden, über den eigenen Umgang mit Objekten spielerisch, aber auch kritisch zu reflektieren.
Im Februar 2021 begann die Recherche-Residenz zu Dinge Dingen am FELD Theater. Geplant war eine inhaltliche und methodische Recherche in direktem Austausch mit dem jungen Publikum. In regelmäßigen Zeitabständen sollten Kinder aus Kooperationsschulen des Theaters für Workshops, Try Outs, Gespräche etc. eingeladen werden. Auf Grund der Pandemie mussten wir unseren Ansatz neudenken. Gemeinsam mit der Unterstützung von Gabi Dan Droste, unserer Mentorin im Rahmen der Residenz und Verena Lobert haben wir Kontakt zu einem Hort aufgenommen, um einen Online-Workshop durchzuführen. Darüber hinaus haben wir einen Fragebogen entwickelt, den wir sowohl online als auch mit Schulen geteilt haben. Das Feedback, was wir dort erhalten haben, war für uns sehr wertvoll, um zu verstehen, welche Begrifflichkeiten, Wörter für die Kinder zugänglich sind und welche Zusammenhänge zu komplex sind. Wir haben erfahren, was ihre LieblingsDINGE sind, welche DINGE sie gar nicht mögen, welche DINGE sie gerne sammeln oder was aus ihrer Perspektive der Unterschied zwischen DING und Mensch ist. Selbstverständlich hat uns ein direkter, regelmäßiger Austausch mit den Kindern gefehlt und unsere entwickelten Formate können und sollten einen menschlichen Kontakt nicht ersetzen. Dennoch haben wir aus unserer Sicht einen produktiven Weg finden können, mit der Situation umzugehen.
Über den Austausch mit den Kindern ist in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Matija Medved ein Begleitposter entstanden, dass das Publikum beim Vorstellungbesuch ausgehändigt bekommt. Das Poster greift inhaltliche Schwerpunkte der Performance auf, beinhaltet kreative Bewegungsanleitungen sowie weiterführende Links zu dem Song der Performance und einer DIY-Instrument-Bauanleitung aus Dingen, die SELBSTGEBAUTE MUSIK speziell für Dinge dingen entwickelt hat. Aktuell sind wir damit beschäftigt mit dem Theaterpädagogen Jan Kress zu überarbeiten, wie diese Materialien aber auch die Performance selbst für gehörlose Kinder zugänglich gemacht werden können. Im Austausch mit dem slowenischen Dramaturgen Benjamin Zajc entsteht ein begleitendes Vermittlungsprogramm, das Schulklassen zur Verfügung gestellt werden soll. Da die Berlin-Premiere im Mai ebenfalls abgesagt wurde (Ersatztermine sind für Dezember 2021 geplant), arbeiten Jan Rozman und ich in dieser Zeit an einem Workshop-Format, das die Aufführung begleiten soll.
Über die Entwicklung konkreter Formate für Dinge dingen erhoffe ich mir, eine Form von Baukasten an Methoden und Formaten zu entwickeln, die sich auch auf andere Aufführungen anwenden lassen.