Die Wende. Aufwachsen unter normalen Leuten. Lukas Steltner

Meine DIS-TANZ-SOLO-Förderung habe ich genutzt, um für mein Solo „Die Wende. Aufwachsen unter normalen Leuten“ zu recherchieren, das ich am 22., 23. und 24. Oktober 2021 im DOCK 11 in Berlin gezeigt habe.
In dem Stück, in welchem ich mich mit meinem Aufwachsen in einem ostdeutschen Plattenbauviertel in den 90ern, also in der Nachwendezeit, auseinandersetze, suche ich mittels Bewegungsmaterial und autobiographischen Texten eine subjektiv wahrgenommene Stimmung, die jene Zeit beschreibt, widerzuspiegeln. Mithilfe einer Live-Kamera auf der Bühne, deren Videos in unterschiedlichen Winkeln zeitgleich projiziert werden, das Bild also „kopfüber“ oder „bergauf“ dargestellt wird, und ich darauf physisch reagiere, versuche ich eine neue Realität zu erschaffen: Perspektivwechsel ist ein zentrales Element des Stückes.

Ich hatte das Glück, spontan eine Probenwoche inklusive Nutzung der vorhandenen Technik im LOFFT – Das Theater Leipzig nutzen zu können. Gemeinsam mit dem Leipziger Videokünstler Lucian Patermann, welcher auch Teil des Stückes ist, konnte ich die Zeit dort intensiv nutzen, um mich für den im Kernteil meines Solos wesentlichen Aspekt von Kamera- und Beamer-Technik, sowie mit Einstellungsgrößen und Perspektiven auseinandersetzen. Im Arbeitsprozess haben wir nicht nur inhaltliche Ideen ausgetauscht, sondern vor allem auch zu der Thematik von Wende und Nachwendezeit und deren Auswirkungen auf die Menschen improvisiert und nach Bewegungskonzepten im Zusammenhang mit live gefilmten und live projiziertem Bild gesucht. Szenische Ideen und physische Zustände, die zuvor nur theoretisch in meinem Kopf gedacht waren, konnte ich so direkt ausprobieren. Dadurch wurde schnell klar, was funktioniert und vor allem, was nicht funktioniert. Von den Erfahrungen ausgehend, konnte ich in der Folgezeit meine Ideen und Konzepte vertiefen, erste choreografische Grundbausteine legen und neue Konzepte, wissend um die Wirkung im originalen Bühnensetting, erarbeiten. 

Dank der DIS-TANZ-SOLO-Förderung hatte ich also Raum und Zeit, mich kreativ auszuprobieren und meine Vorstellungen zu konkretisieren, bevor es in die eigentliche Produktionsphase für die Solo-Arbeit „Die Wende. Aufwachsen unter normalen Leuten.“ ging. 


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