Nachhaltiges, künstlerisches Wachstum durch Gruppenkohärenz? Leila Patzies
Das Recherche Projekt „Nachhaltiges, künstlerisches Wachstum durch Gruppenkohärenz?“ von Leila Patzies fand von März bis Juni 2023 in der „NEW FEARS – Gallery for performance and transdisciplinarity“ in Berlin Wedding sein Zuhause. Greta Schuster, Leah Meirinhos, Claudia Iglesias und Leila Patzies, die Mitglieder des Kollektivs „Pieles Permeables“, trafen sich hier je 8h pro Woche und lernten sich gegenseitig kennen. Schon bald konnten sie beobachten, dass viele neue Möglichkeiten entstehen, indem sie als Gruppe agieren und ihre Stärken und Schwächen teilen. Sie halfen einander bei Bewerbungen, teilten Informationen, begannen rasch, sich für Residenzen zu bewerben und stellten fest, dass sie gemeinsam über viele Ressourcen verfügen.
Insgesamt organisierte Leila Patzies 11 Workshops für das Kollektiv mit den folgenden Lehrer*innen: Nicola Mascia, Sonia Rodriguez, Motion Composer Workshop durch Claudia Iglesias, Jessie Monk, Sasa Queliz, Gilad Jerusalmy (abgesagt wegen Zugstreiks), Campbell Caspary, Elizaveta Poliakova, Yuya Fujinami, Nano Luque, Maria Colusi und Los Little Guys. Die Workshops setzten sich aus 3/4 Training und 1/4 Mentoring zusammen, hier konnten die Tänzerinnen von der Expertise der Lehrer*innen profitieren und offen über eventuelle Fragen und Unsicherheiten diskutieren. Die Gruppe wurde als „Safe Space“ wahrgenommen und die Mitglieder begegneten einander mit Mitgefühl und Solidarität. Nach dem Projektende konnte sowohl eine Freundschaft als auch die Arbeit als Kollektiv weiter bestehen. Im Juli 2023 erstellte Leila eine anonyme Umfrage für die Mitglieder, in der sie ihre Erfahrungen schildern konnten. Die Ergebnisse waren überwältigend, jedes der Mitglieder konnte viel aus der gemeinsamen Zeit ziehen und wünscht sich ein Fortbestehen des Kollektivs. Für Leila bestand eine Schwierigkeit darin, aus der Rolle der Leiterin zu einem horizontalen Mitglied zu werden, dies war ihr sehr wichtig. Durch offene und angstfreie Kommunikation konnte die Schwierigkeit jedoch mit Leichtigkeit überwunden werden.
Zum Thema Nachhaltigkeit wurde ein Programm von vier Soli erstellt: „To The Heart Of The Artichoke“. Dieses wurde kurz vor Projektende an mehrere Berliner Theater versendet, mit dem Ziel durch die gemeinschaftliche Repräsentation an Reichweite zu gewinnen. „To The Heart Of The Artichoke“ wird am 01. & 02.03.2024 im Acker Stadt Palast Theater in Berlin seine Premiere feiern. Den Aspekt der Nachhaltigkeit und des künstlerischen Wachstums durch Gruppenkohärenz kann man sowohl im gesunden Umgang mit dem eigenen Körper, in der vermehrten Repräsentation existierender Stücke, als auch in der Produktion neuer Ideen wiederfinden. Es ist an der Zeit, die Strukturen im Tanz aufzubrechen, sich von dem vorherrschenden Individualismus zu verabschieden, hin zu kollektivem, nachhaltigem Wachstum.